Die Legende vom Heiligen Nikolaus
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Vor langer Zeit lebte einmal in Myra, einer kleinen Stadt in Kleinasien, ein Bischof. Er hiess Nikolaus. Schon als junger Mann war er zum Priester geweiht worden. Als seine Eltern starben, erbte er viel Geld und wurde ein wohlhabender Mann. Aber er brauchte das Geld nicht für sich, sondern schenkte es den Armen. Nach seinem Tod erzählten sich die Menschen in den Städten Kleinasiens viele Geschichten über ihn. Sie sagten, er habe viele Wunder gewirkt. Man erzählte sich, dass er es geschafft hatte, einen Krieg zu verhindern. Anstatt mit Waffen gegen die Feinde seines Volkes zu ziehen, lud er diese zu einem Essen ein und handelte mit ihnen Frieden aus. Auch den Seefahrern, die in Stürme gerieten und um ihr Leben fürchteten, soll er immer wieder geholfen haben.
Einmal fiel in seinem Land die Ernte so schlecht aus, dass den Menschen eine grosse Hungersnot drohte. Ein Junge erzählte dem heiligen Nikolaus, dass mehrere fremde Schiffe im Hafen von Myra eingelaufen seien. Sie waren bis oben hin mit Weizen beladen. Ein Sturm hatte sie gezwungen, ihre Reise zu unterbrechen und in Myra Schutz zu suchen.
Ohne lange zu überlegen, lief der heilige Nikolaus mit dem Jungen zum Hafen und fragte nach dem obersten Kapitän der Schiffsflotte. Als dieser vor ihm stand, sagte er zu ihm: „Gott hat euch hierher geführt. In unserem Land herrscht grosse Not. Die Menschen sterben vor Hunger. Gebt mir von jedem eurer Schiffe hundert Mass Weizen. Dann können die Menschen von Myra gerettet werden. Doch der oberste Kapitän und seine Seeleute schüttelten die Köpfe. „Wir würden euch gerne helfen. Aber das können wir leider nicht. Im Hafen von Alexandria haben wir den Weizen geladen. Jedes Mass ist genau gewogen worden. Wen wir in Konstantinopel eintreffen, müssen wir die gesamte Ladung abliefern. Wenn vom Weizen ein paar Mass fehlen, werden wir wegen Diebstahl vor Gericht gestellt."
„Bitte tut, was ich euch sagte!", bat sie der heilige Nikolaus. „Ich schwöre bei Gott, wenn ihr in Konstantinopel ankommt, wird eure Ladung vollständig sein und kein Körnchen Weizen wird fehlen."
Die Schiffsleute glaubten dem heiligen Nikolaus und vertrauten ihm. Von jedem Schiff wurden hundert Mass Weizen ausgeladen. Dann machten sich die Schiffe auf ihre Weiterfahrt. Als sie ihre kostbare Fracht in Konstantinopel entluden, staunten sie nicht schlecht. Tatsächlich wogen die kaiserlichen Kornverwalter genauso viele Mass Weizen ab, wie sie in Alexandria geladen hatten.
Für die Kapitäne und Schiffleute war das, was sie erlebt hatten, ein grosses Wunder. Sie freuten sich, dass sie dem heiligen Nikolaus vertraut hatten und damit vielen Menschen helfen konnten. Sie erzählten die Geschichte in allen Häfen, in denen sie mit ihren Schiffen anlegten. Und so verbreitete sich die Geschichte über die ganze Welt. Der heilige Nikolaus jedoch liess das Korn an alle Menschen in seinem Land verteilen. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind bekamen, was sie brauchten. Niemand musste Hunger leiden. Nein, das Korn reichte sogar aus, um im nächsten Frühling eine neue Saat auf den Feldern wachsen zu lassen. So hatten die Menschen auch in all den Jahren die folgten genug zu essen.
